Braids - Muttersprachler in Trance

Schau mal einer an: Der Technoarm meldet sich zurück! Offensichtlich ist das Technoarm-Mastermind wieder aus seinem Winterschlaf erwacht. Und hat etwas mitgebracht: Native Speaker - Muttersprachler - heißt das Debütalbum der kanadischen Band „Braids“. Musik, die einen trotz ihrer poppigen Elemente nicht direkt anspringt, sondern subtil den Weg ins Ohr sucht. Irgendwie elektronisch, ohne richtig elektronisch zu sein. Hier tut sich was, selbst wenn sich nichts tut.
„Native Speaker“ also, Muttersprachler. Und wie man als Nicht-Muttersprachler manchmal so seine Schwierigkeiten hat, einen echten Muttersprachler zu verstehen, selbst wenn man dessen Sprache spricht, ist dieses Album auf der popmusikalischen Ebene nicht immer leicht zu verstehen: Es besteht aus gerade mal sieben Songs, die aber haben eine durchschnittliche Länge von sechs bis sieben Minuten, versuchen also gar nicht erst, perfekte Popsongs im Radio-tauglichen Format zu sein. Die Braids liefern keine Hitsingle, die sich einem schon beim ersten Mal aufdrängt. Es gibt keine Mitsing-Momente, keine einfach zu verstehende Melodie. Und doch gelingt der Band etwas besonderes, nämlich ein Album wie aus einem Guss, das einen seltsam berührt, fast schon in Trance versetzt zurücklässt.

Kein Wunder, die Zutaten sind ja genau darauf angelegt: Prog-Rock-artige Gitarrenschleifen, vom Dream-Pop beeinflusster sanfter Frauengesang, viel Hall und viel Atmosphäre. Das erstaunlichste an dem Ganzen: Die Braids klingen so selbstsicher in dem, was sie tun. Dabei sind die Bandmitglieder allesamt erst Anfang 20 und haben das Album auch noch selbst produziert, ohne die Hilfe eines gestandenen Studio-Zauberers. Wohl auch deshalb haben die Braids bislang fast ausschließlich positive Kritiken bekommen, von der New York Times bis hin zum Guardian, vom Spin Magazine bis zum Rolling Stone. Und vom Technoarm.