Zehn Gründe, sich zu schämen. Oder fünf ...

Flower
Deutschland ist im Urlaub, aber die Geschäfte drehen sich weiter. Auch die Plattengeschäfte. In den Charts dieser Woche finden sich Neues, Altes, neues Altes, und altes Neues. Mist ist natürlich dabei, aber auch Gutes. Und was gibt es sonst noch so über die zehn meistverkauften Alben der Woche zu sagen? Einiges!
Platz 10: Oops, wo kommt der denn auf einmal wieder her? Matthias Reim ist mit seinem „Unendlich“-Album in die Top-10 zurückgekehrt und sofort fällt einem ein, warum man ihn überhaupt nicht vermisst hatte: Zu laut, zu trampelig, zu gewollt. Und nach wie vor stellt sich die Frage, warum der Reim einen Cowboyhut trägt. Unendlich? Bitte nicht.

Auf Platz 9: Jay-Z mit „Magna Charta Holy Grail“.
Jeder Rapper behauptet von sich, der Größte, Reichste, Tollste zu sein. Bei Jay-Z trifft das tatsächlich zu. Bzw.: Traf zu. Seine neue Platte ist nämlich gut, aber für einen Jay-Z eigentlich nicht gut genug. Wann wagt der 500-Millionen-Dollar-Mann mit der Drogenvergangenheit endlich mal wieder was?

Könnte man auch bei Platz 8 fragen. Und würde damit komplett auf die falsche Spur geraten: Daft Punk haben auf ihrem Sofort-Klassiker „Random Access Memories“ tatsächlich alles richtig gemacht. Die richtigen Gäste, die richtigen Sounds, das richtige Marketing. Der „Summer of Disco“ ist hier und Daft Punk sind schuld daran.

Und damit zu Platz 7, auf dem Xavier Naidoo sich die Seele aus dem Leib singt. Stopp! Das tut er ja gar nicht! Das Album heißt „Bei meiner Seele“ – es geht also um Ehrlichkeit. Halten Sie mich für verrückt, halten Sie mich für übergeschnappt, ich glaube, auch Xavier-Hasser sollten ein Herz haben und sollten sich an der Begeisterung dieses echten deutschen Stars und an meiner eigenen Begeisterung mitfreuen.

Platz 6: Cro „Raop“
Cro, die alte Pandanase, packt also noch mal fünf neue Stücke auf sein altes Album und verkauft mehr von seinem guten, nachdenklichen Stoff. Eltern wünschen sich so sehr, dass diese Art von Musik den sexistischen, gewaltverherrlichenden Gangster-Rap in die Hölle schickt. Aber das eine wäre ohne das andere nicht vollständig.

Platz 5: „13“ von Black Sabbath.
Und noch einmal dorthin, wo man an die Hölle glaubt – oder zumindest so tut. Ozzy Osborne und seine Mitstreiter haben ein richtig gutes Album fabriziert. Die Fans haben das sofort erkannt, die Skeptiker ziehen nach – und sichern so dem Fürsten der Finsternis den Verbleib in den deutschen Charts.

Platz 4: Santiano „Mit den Gezeiten“
Shanty-Fischstäbchen-Rock aus Flensburg. Würg! Kein Wunder: Frutti di Mare im Sommer, da kann schnell was schief gehen.

Auf Platz 3 warten die Pet Shop Boys mit „Electric“.
Techno ist eine Jugendkultur, trau keinem über 30 und tanz nicht mit Fremden! Drei Weisheiten, die die Pet Shop Boys auf ihrem 12. Album mit ordentlich Wumms in die Tonne treten. Dass sie dabei auch noch über Karl Marx singen und dabei klingen wie vor 20 Jahren, das ist „Goodie on top“, wie wir Engländer so sagen!

Platz 2: Robin Thicke „Blurred Lines“
Hirnlos und übergriffig, ja sogar rapey sollen sie sein, die Texte von Robin Thicke. Und erst das Video zum Titelsong dieses kurzen Albums: voll mit barbusigen, lüstern in die Kamera linsenden Frauen. Mir ist das egal, ich höre eh nicht auf die Texte, dafür sind die Beats, die sich Robin Thicke hat basteln lassen, viel zu fesselnd.

Und das bringt uns zu Platz 1: Shindy mit „Nwa“.
Für alle, die es nicht mitbekommen haben: Das ist das Album mit dem Bushido und wir Medien für ein paar Tage das Sommerloch stopften. Mittlerweile sind Nwa und der betreffende Song namens „Stress ohne Grund“, in dem Bushido Politiker bedrohte und beleidigte, auf dem Index. Aber ein paar Tage in den Läden und auch sonst überall reichten, um die Spitze zu erreichen. Der Rest des Albums ist übrigens gar nicht so schlecht.