Ein japanisches Duo, bestehend aus drei Engländern

Flower
Ein kleines Verwirrspiel, das Fujiya & Miyagi betreiten: Die Band besteht nicht aus zwei, sondern aus drei Musikern. Und aus Japan, wie man vielleicht denken könnte, kommen Fujiya & Miyagi auch nicht: Sie sind Engländer aus Brighton. Irgendwie passt es also, dass ihr neues Album „Artificial Sweeteners“ heißt: Künstlicher Süßstoff eben!
Die Songs darauf: sowohl elektronisch als auch krautrockig Songs. Auch auf ihrem fünften Album wird wieder deutlich, dass die Briten große Fans von Bands wie Can und Neu! sind, maschinengleich und eindringlich rattern die Songs vorbei, gleichzeitig hält David Best seine Hörer mit seiner coolen Stimme bei der Stange.
Das ganze Album strahlt eine große Lockerheit aus, aber wenn man genauer hinhört, können einem die komplexen Schichten auffallen, aus denen die einzelnen Songs gebastelt sind: die liebevoll arrangierten Basslinien, die auf- und abschwellenden Synthesizer-Melodien und –flächen, das roboterhaft den Takt vorgebende Schlagzeug.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass Fujiya und Miyagi, die vor bald 15 Jahren zusammenfanden, noch einmal in den Mainstream überschwappen werden: so gut diese Songs auch klingen, gehen sie doch immer ein Stück an allem vorbei. Nicht wirklich Dancefloor, nicht wirklich Pop, nicht wirklich Krautrock – der Sound, der jetzt auf „Artificial Sweeteners“ erklingt, war vor ein paar Jahren neu und aufregend, jetzt spielt die Musik im wahrsten Sinne des Wortes schon wieder woanders. Eine gute Platte ist es meiner Ansicht nach trotzdem.