Mittekill: schwach, alt, gelangweilt

Flower
Als Berliner, der in Charlottenburg groß geworden ist und den es irgendwann nach Mitte verschlagen hat, grüble ich seit Jahren über diesem Namen: Mittekill. Er stammt aus einer Zeit, als Berlin wirklich nur aus „Mitte“ zu bestehen schien und das jeden nervte – nun ja, fast jeden, die damals noch „Mitte-Boys“ und –„Girls“ genannten Hipster ausgenommen. Jetzt, wo es ein neues Mittekill-Album gibt, darf ich weiter grübeln - und noch einmal über die Vergangenheit nachdenken.
Damals, so um die Jahrtausendwende herum, geisterte tatsächlich ein Song namens „Berlin Mitte Boy“ herum, der wie aus einer Kokainlaune heraus in die Welt schrie, wie toll hier doch alles ist und, vor allem, wie toll man selbst ist. Als Reaktion auf diese Selbstbeweihräucherung, so stelle ich mir das vor, entstand Mittekill: Elektronisch, definitiv in der Berliner Clubkultur verankert, mit deutschen Texten – guten deutschen Texten! -, emotional, aber mit genug Abstand zu sich selbst. Mittekill zitierten die Fehlfarben und brachten die Schwierigkeiten des Lebens auf den Punkt. Jetzt ist das neue Album da und es ist mit ziemlicher Sicherheit das beste Mittekill-Album. Mastermind Friedrich „Freedarich“ Greiling schenkt uns eine knappe Stunde gesammelte Großstadt-Weisheiten, zu denen man auch noch tanzen kann, wenn man denn will.

Mittekill – All But Bored, Weak and Old (Staatssakt)