The Return of Electroclash!

Flower
Musikjournalisten lieben Schubladen – und Musiker, wenn es denn nicht um sie selbst geht, ja eigentlich auch. Kein Wunder also, dass ständig neue Genres mit möglichst griffigen Namen erfunden werden. Electroclash war so ein Modebegriff, dahinter verbarg sich elektronische Musik, in der Gitarren und New Wave auf moderne Produktionsmöglichkeiten trafen. Punk plus elektronische Tanzmusik, wenn man so will. Zufall oder nicht: Gleich drei Protagonisten der 10, 15 Jahre alten Bewegung haben jetzt neue Alben veröffentlicht. Die Französin Caroline Hervé alias Miss Kittin ist wohl die bekannteste.
Miss Kittin, einst Aushängeschild der Electroclash-Szene, die wie viele andere Szenen den ihr aufgedrückten Stempel gar nicht leiden konnte. Auch, weil eine Reihe von ganz unterschiedlichen Musikern und Projekten da ab Ende der 90er Jahre hineingepackt wurden. Interessanterweise hat Miss Kittin auf ihrer CD „Calling from the Stars“ kaum etwas an der erprobten und eigentlich totgespielten Formel geändert: Gesang, der kein Problem damit hat, dass er sich nicht wirklich schön oder gekonnt anhört. Eine gerade Bassdrum, elektronische Sounds, die hart und maschinell klingen will.
All das trifft auch auf „Adult.“ zu. „Adult.“, dahinter verbirgt sich ein amerikanisches Paar aus Detroit. Auf dem Cover ihrer neuen Platte „The Way Things Fall“ erinnern sie an Arbeiter in einem Atomkraftwerk. Zufall oder doch mehr, dass jetzt gleich mehrere Electroclash-Acts neue Platten herausbringen? Ich glaube: Alles andere als ein Zufall! Im letzten Jahr hat sich die elektronische Tanzmusik als EDM mit den USA einen riesigen neuen Markt erschlossen. Das Interesse an elektronischer Musik allgemein ist dadurch wieder größer geworden. Electroclash, die Fortsetzung, ist dabei eine Art Abfallprodukt des Hypes um David Guetta, Skrillex und Co.
Noch ein Beispiel dafür: Vive la Fete aus Belgien. Auch sie kamen Ende der 90er zusammen, wurden dann von der Modewelt entdeckt und komponierten unter anderem für Chanel-Modeschauen. Auch Vive la Fete haben vor wenigen Tagen ein neues Album im alten Stil herausgebracht: 2013 heißt es. Ich mag Vive la Fete. Deshalb stört mich auch nicht, dass darauf alles beim Alten ist.