Techno + Klassik = ???

Flower
Wie schwierig es für Musiker ist, originell und einzigartig zu sein – und wie verzweifelt es manchmal wirkt – zeigt sich immer dann, wenn völlig unterschiedliche Musikarten unter einen Hut gebracht werden sollen. Der Flirt der elektronischen mit der klassischen Musik ist so ein Beispiel. Wenn House auf Strauss trifft, dann ergibt das meist überhaupt keinen Sinn, sondern ist der Versuch, jüngere Hörer für die Klassik zu interessieren und zu gewinnen. Manchmal aber funktioniert es auch. Zum Beispiel, als der Detroiter Techno-DJ Jeff Mills mit dem Philharmonischen Orchester Monpellier seine alten Dancefloor-Klassiker neu interpretierte – 2005 ist das passiert. Gerade eben sind zwei neue Alben veröffentlicht worden, die den Glanz und das Elend solcher Verschmelzungsversuche deutlich machen.
Fangen wir mit dem Glanz an. Max Richter ist ein in Berlin lebender Komponist, der nicht nur den Soundtrack für den Film „Waltz With Bashir“ gemacht hat, sondern auch elektronische Musik produziert. Er hat sich jetzt an Vivaldis „Vier Jahreszeiten“ herangewagt, innerhalb der „Recomposed“-Reihe der Deutschen Grammophon. Ausgerechnet die „Vier Jahreszeiten“, diese fast schon totgespielten Melodien, die bekanntesten Komposition Vivaldis. Doch genau weil die so populär sind, dürfte Richter das gemacht haben. Denn so wird sein Vorgehen erst deutlich: Richter hat nämlich nicht einfach gesampelt oder – furchtbar ! – Beats unter schon bestehende Aufnahmen gelegt, sondern die Partitur bearbeitet – aber so, wie sie ein an die Kultur des Remixens und Sampelns gewöhnter Musiker bearbeiten würde: Einzelne Passagen herausgehoben, neu arrangiert, Themen loopartig wiederholt. Und dann alles neu einspielen lassen von Daniel Hope und dem Konzerthaus Kammerorchester Berlin. Für den technoiden Menschen, dem Klassik keine Magenschmerzen bereitet, ist das ein schöner Trip, auch wenn der Beat fehlt. Aber auch ein bisschen gewöhnungsbedürftig, als Vivaldi-geschulter Hörer hat man das Gefühl, irgendetwas stört, irgendetwas fehlt – und genau das hat Richter wohl auch beabsichtigt.
Ganz anders geht der Wiener Produzent in seiner Klassik-Reloaded-Reihe vor sich. Der Name sagt es schon: Hier wird geklotzt. Mozart Reloaded heißt nach Beethoven Reloaded der nächste Versuch, Techno und Klassik zwangszuverheiraten. Aus meiner Sicht eine musikalische Sackgasse, auffallend uninspiriert – für mich Musik ohne großen Wert. Nicht, weil man das mit Mozart nicht machen dürfte, sondern weil es so einfallslos bleibt. Dabei kann es Stefan Obermaier eigentlich besser.