Alle Wochen wieder: neue Top-10-Gedanken

Flower
Musik ist bekanntlich Geschmacksache, das ist zwar eine Floskel, aber dafür nicht weniger wahr: Was der eine mag, ist dem anderen ein Gräuel. Aber heißt das, dass man sich sich über Musik nur noch ganz und gar sachlich äußern darf, schließlich ist ja alles erlaubt? Im Gegenteil: Nichts ist schöner, als den eigenen Geschmack als einzig gültigen Gradmesser anzusehen und offen rauszulassen, was man gut und was man schlecht findet. Und damit kommen wir zu den ersten zehn Plätzen der deutschen Album-Charts - und was es über diese Platten zu sagen gibt:
Platz Zehn: Der Soundtrack zu „Django Unchained“
Quentin Tarrantinos entfesselter Django läuft nach wie vor gut in den Kinos, also verkauft sich auch der dazugehörige Soundtrack. Aber während die Bilder ohne die Musik nur halb so gut wären, funktioniert das Album auch ganz alleine.

Platz Neun: Nick Cave & The Bad Seeds „Push The Sky Away“
55 – das ist noch nicht richtig alt, aber jung ist es auch nicht mehr. Nick Cave weiß auf seiner neuen Platte ein Lied davon zu singen. Wie es der Australier mittlerweile mit den Drogen hält, ist nicht bekannt, eins aber ist sicher: Wenn hier Drogen mit im Spiel waren, dann beruhigende!

Platz Acht: Emeli Sandé „Our Version Of Events“
Wer solch eine Stimme hat wie die schottische Tollenträgerin Emeli Sandé, der darf sich nicht nur die Seele aus dem Leib singen, der muss das sogar! Alles andere wäre Verschwendung.

Platz Sieben: Kollegah & Farid Bang „Jung, brutal, gutaussehend 2“
Straßenrap auf Anabolika, sexistisch und drogenverherrlichend, voller Gewaltphantasien. Aber so überdreht, dass es tatsächlich auch unterhaltend rüberkommt. Diese Erkenntnis stellt sich allerdings erst nach mehrmaligem Hören ein. Will man sich das antun?

Platz Sechs: Passenger – „All the Little Lights“
Mike Rosenberg alias Passenger macht gerne einen auf niedlich. Das ist dann kaum zum Aushalten. Aber gute Lieder hat er, der britische Singer-Songwriter.

Platz Fünf: Lindsey Sterling – Lindsey Sterling
Je mehr ich drüber nachdenke, desto weniger verstehe ich ihn, den Erfolg dieser geigenden Frohnatur. Denn mal ehrlich: Klassisches Geigenspiel plus Techno und Dubstep und Trance und Electro – das kann doch eigentlich nur das Ergebnis einer durchsoffenen Nacht gewesen sein, oder?

Platz Vier: Andrea Berg „Abenteuer“
Alles Böse ist über Andrea Berg, die Speerspitze der deutschen Unterhaltungskultur, schon gesagt. Und es stimmt ja auch alles. Trotzdem: Niemand simuliert Melancholie und Sehnsucht und Liebesschmerz derzeit so wirkungsvoll wie sie.

Platz Drei: Steven Wilson und sein Album „The Raven That Refused To Sing“
Und auf einmal sind sie wieder da: Die Zeiten, als sich Rockmusik experimentell, kunstvoll und progressiv gab und Songs auch schon mal eine Viertelstunde dauern durften. Steven Wilson, Plagiator und Könner in einer Person.

Platz Zwei: Dido mit „Girl Who Got Away“
Ist diese britische Sängerin nun farblos und langweilig oder angenehm und sanft? So genau lässt sich das nicht sagen. Fakt ist: Dido tut niemandem weh. Auf ihrem neuen Album lässt sich aber mehr entdecken, als man zunächst vermutet.

Platz Eins: „Mit freundlichen Grüßen“ von Heino
Deutsche Schlagermumie covert deutsche Popgrößen. Die Texte in diesen Songs sind also allesamt hervorragend und auch mit ungelenkem Gesang nicht kaputt zu kriegen! Und sonst? Scheint der blondeste aller blonden 74-Jährigen wirklich einen Nerv getroffen zu haben.