Neue Top-10-Gedanken ...

Flower
Hip Hop. Schlager, Singer-Songwriter und ein musikalisches Beruhigungs- mittel erwarten uns in den nächsten Minuten. Denn es ist mal wieder „Top 10“-Zeit. Mein Gott, was ist nur mit den Leuten los, die in Deutschland Musik kaufen? Wer hat denen gesagt, dass man sein Geld vor allem für Mist ausgeben soll? Ich war’s nicht! ich sage genau das Gegenteil!
Platz Zehn: Soundtrack „Django Unchained“
Quentin Tarrantinos Film ist ja gar kein Western, der Film ist ein Märchen über einen ehemaligen Sklaven, der brutal Rache nimmt. Und braucht dementsprechend auch einen Soundtrack, der brutale und märchenhafte Momente zusammenbringt. Hip Hop trifft Spaghetti-Western. Sehr schmackhaft.

Platz Neun: Matthias Reim „Unendlich“
Warum nur? Warum? Warum trägt Matthias Reim auf dem Cover seines neuen Albums einen Cowboyhut? Weiß doch ohnehin jeder nach wenigen Sekunden, dass es nicht um Country, sondern um Schlager geht – Holzhammer-Schlager, der Angst vor den leisen Tönen im Leben hat.

Platz Acht: Nick Cave „Push The Sky Away”
Musik als Medizin. Wenn Doktor Cave nach einer knappen dreiviertel Stunde fertig ist mit seinem neuen Album, fühlt sich der Patient eingelullt und glücklich. So funktionieren angstlösende Beruhigungsmittel.

Platz Sieben: Emeli Sandé – „Our Version Of Events“
Ein Zwitterwesen, diese schottische Sängerin: Eine Stimme wie ein alter Soul-Shouter, vom Wesen her angenehm im hier und jetzt, Styling und Frisur dagegen sind gelebte Science-Fiction. Und die Musik? Die ist super.

Platz Sechs: Passenger – „All The Little Lights“
Passenger, das hört sich an wie eine Band. Ist aber - mittlerweile - Mike Rosenberg alleine – ein Singer-Songwriter aus England. Wären seine Songs Tiere, dann könnte man sie im Streichelzoo finden, diese niedlichen, kuschligen, harmlosen kleinen Dinger.

Platz Fünf: Kollegah & Farid Bang „Jung, brutal, gutaussehend 2“
Zwei Hip-Hop-Rambos beackern wie unzählige Straßenrapper zuvor das altbekannte Feld aus Sexismus, Drogen- und Gewaltverherrlichung. Und nicht einmal wagen sie, die Grenzen des Genres zu überschreiten oder Neues zu erfinden. Wie spießig.

Platz Vier: Lindsey Stirling – Lindsey Stirling
Liebe Kinder, ich weiß, die wenigsten von euch haben Lust, ein Instrument zu lernen. Aber schaut mal, was man zum Beispiel mit einer Geige so alles anstellen kann: Lustig hin und her fiedeln, während drumherum die Beats explodieren. Zum Violinenspiel tanzen und dabei cool aussehen. Zum Youtube-Star werden. Platten verkaufen. Also, liebe Kinder: Ran an die Instrumente!


Platz Drei: Andrea Berg „Abenteuer“.
Ich wurde gebeten, hier doch mal etwas Freundliches über Deutschlands Schlagerwunder Nummer Eins zu sagen. Nun gut: Andrea Bergs Songs über die Leiden der Liebe haben die Wucht von Verkehrsunfällen, beschäftigen einen aber dankenswerterweise sehr viel kürzer.

Platz Zwei: Fard „Bellum Et Pax“
Fard ist Deutsch-Iraner. Und ein Hip-Hop-Album mit einem lateinischen Titel, das ist doch schon mal was im angeblichen Bildungs-Notstandsgebiet Deutschland. Von Intellektuellen-Rap trotzdem keine Spur. Dafür die üblichen Dicke-Hose-Sprüche. Langweilig, wäre da nicht doch noch vereinzelte überraschende Textzeilen wie diese:

Platz Eins: Heino „Mit freundlichen Grüßen“.
Erst wenn das letzte „R“ gerollt wurde, der letzte stampfende Beat verhallt ist und die Sonnenbrillen und blonden Perücken im Maskenshop ausverkauft sind, werden wir feststellen, dass diese Coverversionen auf Dauer nicht satt machen. Heino, der gelernte Bäcker, hat sein Handwerk verlernt.