Bumm Bumm Bumm Oktober 2010

Schluss, aus, vorbei - der Sommer und die Bar 25 am Berliner Spreeufer gehören der Vergangenheit an. Wiedersehen? Möglich, aber nicht hundertprozentig sicher (das gilt natürlich mehr für die Bar als für den Sommer, aber wer weiß schon, was das Wetter so bringt). Jedenfalls haben sowohl Dirty Doering als auch der Housemeister Platten gemacht, die den Sommer bzw. die Bar feiern - und der neue Sampler von Pokerflat wird natürlich auch besprochen.
Dirty Doering – I Would (Bar25)
Der Sommer ist endgültig vorbei und mit ihm gegangen ist (wahrscheinlich) auch die legendäre Bar mit der Nummer 25 am Spreeufer. Als Plattenlabel aber existiert die Feierstätte weiter und der in Leipzig geborene, im Schwarzwald aufgewachsene, seit Jahren in Berlin wohnende DJ und Produzent Velten „Dirty“ Doering setzt ihr mit seinem Song „I Would“ ein Denkmal. In der Bar selbst mag es oft wild zugegangen sein, aber musikalisch war es immer dann am schönsten, wenn es nicht zu überfrachtet aus den Boxen schallte – so wie hier: Ein mittelschneller Rhythmus, eine gesampelte Akustikgitarre, eine Männerstimme, die nicht müde wird, das immer Gleiche zu singen. So hat es der durchgefeierte Bar-25-Besucher gerne, aber eben nicht nur der. Großartig auch das zu „I Would“ gedrehte Video: In der sonnendurchfluteten Bar tanzen wunderschöne Menschen in Superzeitlupe, lassen uns ihre Tätowierungen, ihre Körper, ihr Lächeln sehen. Mit dabei: Die von vielen gefürchtete Türsteherin, die hier ihre weiche Seite zeigt.

Housemeister - Beef Jerky 2 (Boysnoize Records)
Was soll man auch machen, wenn man am 11.11.77 geboren wurde? Kann man ja nicht einfach so und ganz normal durchs Leben gehen, oder? Sondern man muss es krachen lassen, so wie Martin Böhn alias der Housemeister. Aufgewachsen ist „Housy“ in Ost-Berlin, seit Jahren widmet er sich den heftigeren, manchmal auch kranken Beats, so als wäre „ Minimal“ein Schimpfwort. Auch auf dieser EP geht es laut zu: Techno-Electro mit Punk-Gefühl und erkennbarer Anarchohaltung. Und einer grandiosen Sommerhymne, die nicht (wie die anderen Tracks auf dieser EP) „Verflixt“, „IckSchnallUp“ oder „Hyperactive“ heißt, sondern einfach nur „Sommer“. Auch in einem leicht durchgeknallten Geist kann eine sensible Seele zu Hause sein!

V.A. – Shaping The Elements (Poker Flat)
Wer sich so gar nicht für elektronische Musik begeistern kann, der muss von diesem Album die Finger lassen: Die Tracks, die Poker-Flat-Labelchef Steve Bug hier zusammengetragen hat, wenden sich an die Überzeugten, die Kenner, die Genießer. Veröffentlichungen des Poker-Flat-Labels, meist minimal gehaltene Tracks, die klingen, als wären sie in einer gemeinsamen Umkleidekabine von House und Techno entstanden - also dort, wo schon mal einiges durcheinanderkommen kann. Großartig und stilsicher produziert und, um ein schwer definierbares Wort zu gebrauchen, deep. Hypnotische Tracks, mit denen sich die Produzenten mit Sicherheit ziemlich lange beschäftigt haben, auf der Suche nach dem perfekten Stück. Steve Bug selbst, der vor zehn Jahren nach Berlin kam, ist mit mehreren Tracks vertreten – sie gehören zu den besten auf dieser Compilation und lassen einen vergessen, dass er mit bürgerlichem Namen einmal Stefan Brügesch hieß. Noch ein Tipp: Auf der Vinylversion finden sich nur die extra für diese Compilation geschaffenen Tracks. Bei der CD erhält man noch einen DJ-Mix von Jay Tripwire dazu. Und digital gibt es diesen DJ-Mix, und alle darauf enthaltenen Tracks noch mal als Einzelstücke plus die exklusiven Stücke – das sind 32 Songs. Viel Stoff mit berauschender Wirkung!