DJ Rupture über das DJ-(Rupture-) Leben

Fotografiert von DJ Rupture
Es hält sich zwar hartnäckig das Vorurteil, dass das Schreiben über Musik (und das Lesen des Geschriebenen) ähnlich spannend ist wie Fußballspielen ohne Ball, aber so ganz stimmt das natürlich nicht. „Best Music Writing“ heißt eine Buchreihe, die einmal im Jahr das beste, das Musikjournalismus so fabriziert hat, zusammenfasst. „Best Music Writing 2009“ ist gleichzeitig die „10th Anniversary Edition“ – man feiert also Zehnjähriges. Mein Lieblingstext stammt von Aidin Vaziri, er sollte eigentlich das neue Guns’n’Roses-Album „Chinese Democracy“ besprechen. Macht er auch, aber nur in einem einzigen Satz. Und nur, nachdem er zuvor neun andere Alben ebenfalls mit einem Satz und jeder Menge Zynismus abgefrühstückt hat Beispiel gefällig? Hall and Oates „Live at the Troubadour“: „Awesome, as usual.“

Techno spielt auch eine Rolle, im Text von Jayce Clayton (vielleicht eher bekannt als DJ Rupture) mit dem Titel „Confessions of a DJ“. Clayton ist nicht nur DJ, sondern vor allem ein guter Schreiber (konnte man schon im Frühjahr im Londoner Frieze-Magazin bewundern, da schrieb er über Auto-Tune, also das „Cher-Effekt“-Plug-In, und kam zu dem Schluss, dass Auto-Tune die Stimmen nicht etwa entmenschliche, sondern der Computermusik einen menschlichen Stempel aufdrücke - der Musik-Parodist „Weird“ Al Yankovic hat dazu übrigens eine ganz eigenen Meinung). In „Confessions of a DJ“ jedenfalls finden sich ähnlich schlaue Gedanken, es geht um den Wert von Musik, um die DJ-Kultur, um Einblicke in das Leben all dieser Menschen, die sich in ihren Städten oder in vielen Städten Geld verdienen und deren Produkt fast allen gefällt: „DJ music is the soundtrack both for capital and for its opposition.“

Geld wird also mit dem Auflegen verdient, DJ-Mixe und eigene Veröffentlichungen dienen eher dazu, sich selbst bekannt zu machen und zu promoten. Aber ... das ist okay! Es geht nämlich entweder um Musik oder um Geld. Beides ist schwer unter einen Kopfhörer zu bringen. Und Geld ist es auch, das den DJ so populär werden ließ: Die vierköpfige Indie-Band braucht nicht nur vier Flüge, vier Hotelzimmer und Verpflegung für Vier, ein größeres Auto, das sie abholt, sondern auch noch einen Soundmenschen. Der DJ? Braucht nichts. Oder fast nichts. Dafür kann er genauso viele Menschen ziehen. Und er spielt nicht nur eine oder zwei Stunden (und animiert sein Publikum damit für ein oder zwei Stunden zum Trinken), sondern unter Umständen (ergänzt durch unterbezahlte Resident-DJs) die ganze Nacht.

Remixe? Jayce Clayton bekommt (oder bekam) etliche Angebote. Seine Philosophie: Je mehr die Plattenfirma auszugeben bereit war, desto weniger Zeit verbrachte er damit. Denn bei den Stars, für die er Remixe machen sollte, ging es ja nicht wirklich um eine bessere Version (zum Beispiel eines Nummer-Eins-Hits), sondern um eine Art eingekaufte DJ-Glaubwürdigkeit („If I spend any longer (als acht Stunden), the track will inevitably get more personal and the label people will be less likely to accept it.“).