Mysteriöser Electro vom Meeresgrund

Flower
Drexciya, das waren mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit James Stinson und Gerald Donald. Als Stinson 2002 starb, war es vorbei mit der Wut und der Schönheit, die diese elektronischen Sounds verströmten. Aber bis heute entdecken immer wieder neue Fans und andere Musiker die Tracks von Drexciya - und sind von der Geschichte, die sich Stinson und Donald als theoretischen Hintergrund für ihre Klänge ausdachten, begeistert. Ich habe hier und hier schon mehrmals über Drexciya geschrieben, auch, weil mich die Sounds seit Jahren begleiten und, so muss man das wohl sagen, erfreuen. Aber so gut wie Mick Rubin war das nie. Mick Rubin beschäftigt sich auch schon lange mit Drexciya, und so ziemlich alles, was in dem Zusammenhang wichtig ist, hat er jetzt noch einmal niedergeschrieben - für die Kaugummi-Brausler von Red Bull (genauer gesagt: für die Seite der Red Bull Music Academy). Drexciya, so der von Stinson und Donald ausgedachte Mythos, ist eine Unterwasserstadt auf dem Grunde des Atlantiks. Dort leben die Drexciyaner, die im Wasser atmen können und die von schwangeren Sklavinnen, die bei ihrer Überfahrt von Afrika nach Amerika ins Wasser geworfen wurden, abstammen. Der Schwarze als Alien, aber nicht aus den Tiefen des Alls, sondern aus den Tiefen des Meeres.

Es gibt eine sehr umfangreiche Webseite, die sich so ziemlich jedem Detail von Drexciya und den Nebenprojekten der beteiligten Musiker widmet, es gibt einen Artikel, der die begleitende Kunst (Darstellung von Drexciyanern und ihren U-Booten) auflistet, es gibt sogar einen Stern, der nach Drexciya benannt wurde. Aber so umfassend und so stukturiert und informiert wie in Rubins Artikel habe ich das alles noch nie gelesen. Eine Reise zum Grund des Meeres und eine großartige Gelegenheit, noch einmal diese Musik zu entdecken.