James Blake, Lieblingsheulsuse

Flower
Als vor zwei Jahren das Debütalbum von James Blake herauskam, waren sich so ziemlich alle einig: Großartig. Den mit angezogener Handbremse vorgetragene hohe gospelähnliche Gesang und die tiefen, vor sich hinwobbelnden Bässe hatte man so noch nicht gehört – diese Kombination war neu und gut. Jetzt, zwei Jahre später, präsentiert der 24-jährige Engländer sein neues Album: Overgrown.
Alles beim Alten und doch irgendwie neu: Der bassverliebte Singer-Songwriter hat eine kleine Soundverschiebung vorgenommen, seine Stücke machen einen fokussierteren Eindruck als beim Debüt vor: Krasse Brüche und Löcher bleiben aus, Effekte und elektronische Spielereien werden sehr viel sparsamer eingesetzt. Und auch die Stimme bleibt weitgehend unbearbeitet.
Das hat, wie James Blake im Interview mit dem Musikmagazin Spex sagt, auch etwas mit dem Erfolg des Erstlings vor zwei Jahren zu tun. „Jeder nimmt derzeit ein Sample und pitcht es fünf Halbtöne hoch oder runter – das wurde mir einfach zu blöd“. Overgrown ist außerdem so etwas wie der Emanzipationsversuch von James Blake: Seine beiden größten Erfolge – Limit To Your Love und The Wilhelm Scream, waren nicht von ihm selbst geschrieben worden. Jetzt übernimmt er komplett das Songwriting – und auch das kann er. Langsame intensive Musik – und ein Stück Zukunft: Future Pop hat mal jemand diese Art von Musik genannt.