Meine Lieblingsplatten, Teil 2: #1

Flower
So richtig ist mir bis heute nicht klar geworden, warum auf der Debütplatte von Fischerspooner ein „Parental Advisory - Explicit Content“-Sticker klebt: Das „#1“ betitelte Werk der beiden New Yorker Warren Fischer und Casey Spooner, das einen Monat vor den Anschlägen aufs World Trade Center 2001 veröffentlicht wurde, hat so gar nichts Verruchtes. Aber nicht deshalb ist das eine meiner Lieblingsplatten. Sondern wegen der Songs. Selten so oft ein Album gehört und dabei solch diebisches Vergnügen verspürt, was dann meist in die Erkenntnis mündete: „Hammer!“ Darf die Analyse ein bisschen tiefer gehen? Gerne!
Die beiden, die in erster Linie ja gar nicht Musiker, sondern Tänzer, Ausdruckskünstler oder so was in der Art sind, spielen so einfach und unbeschwert an ihren Synthies rum. Hauen mal eben einen Über-Track wie „Emerge“ raus, den ich zwar nicht mehr hören kann, dessen Zeilen ich aber immer mal wieder zitiere: „Feels Good!“, „Looks Good, Too!“ „Aha, that’s right!“
In meinem absoluten Lieblingstrack, dem so ruhigen „Tone Poem“, klingt Fischers oder Spooners Stimme zwar nicht wie Ian Curtis und Joy Division, aber sie wirkt so: Abgehoben, hallig, ein bisschen wie nicht von dieser Welt. Der Rest der Tracks: So gestrickt, dass man sie erstens sehr oft hören kann und zweitens nicht mehr vergisst. Das ist Pop mit den Mitteln der Electronic. Das ist Fischerspooner. Das ist #1. Das ist eine meiner Lieblingsplatten. Allein schon der trockene Sound des E-Schlagzeugs lässt mich losstürmen und so eins kaufen.

Immer noch nicht überzeugt? Dann doch bitte die Soundprobe mitnehmen: In meiner Sendung „Electro Royale“: Samstag, 19. Mai, von 20-22 Uhr. Auf ByteFM oder in Hamburg auf UKW: 917xfm.
Wiederholung auf ByteFM: Dienstag, 22. Mai, von 8-10 Uhr.