80er, 80er, 80er ...

Flower
Sie gelten als eine Periode des schlechten Geschmacks: Die 80er. Aber so richtig kann das nicht stimmen. Denn das Revival der 80er, das Abfeiern dieses Jahrzehnts, dauert nun schon länger als die 80er selbst. Und es sieht auch nicht so aus, als wäre damit demnächst Schluss. Ein Beweis: Die vom DJ-Duo Blank & Jones zusammengestellte Reihe „So80s“, die nur mit Original-Songs arbeitet und dabei verblüffend erfolgreich ist.
Es gibt keine absoluten Verkaufszahlen, damit tut sich die Plattenindustrie schwer, aber es gibt die Charts. Und auch wenn die heutzutage nicht mehr das gleiche bedeuten wie, nun ja, in den 80ern, ist das schon bemerkenswert: So 80s Vol. 2 auf Platz 18 der deutschen Charts. So 80s Vol. 3 auf Platz 9, So 80s Vol 4 auf Platz 12.
Auf einer Ausgabe finden sich immer drei Cds – auf zweien finden sich die Original-Songs aus den 80ern, eine Mischung aus Hits und heimlichen Perlen, aber alle im damals so begehrten 12“-Mix, in der langen Version. Und dann gibt es noch eine dritte CD, auf der Piet Blank And Jaspa Jones dieses Songs ineinander gemixt haben, also einen DJ-Mix zusammengestellt haben. Aber eben nur mit Songs aus den 80ern. Um nur mal ein paar Namen zu nennen: Simple Minds sind dabei, The Cure, Talk Talk – aber auch Gang of Four, New Order, Brian Ferry.
Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal über Blank & Jones, dieses Trance- und Dance-Duo aus Köln sagen würde, aber ich glaube wirklich, dass sie das aus Liebe zur Musik machen, zu dieser Art von Musik. Das sind ja überwiegend Synthie-Pop-Nummern, also gar nicht so weit weg von der eigentlichen Musik der Zwei. Und wenn man sich die Booklets durchliest und die Facebook-Seiten zu So80s anschaut, dann ist sie da: Die Faszination für die Musik der 80er und für das Styling: Die beiden haben viele dieser Songs noch selbst als Maxi-Singles in ihren Plattenschränken, auf den Fotos aus der Zeit erkennt man: Blank und Jones waren Waver und Synthie-Popper.
Also: Warum hört es nicht auf, dieses Interesse an den 80ern? Es gibt für mich einige naheliegende Gründe und ein paar komplexere, ich fange mal mit den naheliegenden an: Vor über zehn Jahren ging das los mit dem 80er-Jahre-Revival. Die Musiker damals waren in den 80ern sozialisiert worden, für mich liegt nahe, dass da die eigenen musikalische Vergangenheit aufgearbeitet wurde. Jetzt, eine Generation später, sieht das anders aus: Die Musiker von heute, die jetzt Mitte 20 sind, kennen die 80er gar nicht mehr aus eigener Erfahrung. Aber hier kommt auch das Internet ins Spiel: In den 80ern sind zum ersten Mal im großen Stil Filmaufnahmen der Musiker gemacht worden – Stichwort Musikvideos– und dank solch riesiger Datenbanken wie Youtube kann sich jeder ansehen, was damals passierte. Auch das beeinflusst. Dazu kommt noch: Es gibt so viele Radiostationen, die die 80er abnudeln, man kann ihnen nicht aus dem Weg gehen, auch im Fernsehen nicht.
Dieses 80er-Jahre-Revival lässt sich an allen Ecken und Enden festmachen: Es gibt Synthie-Pop-Bands, die sich auf diese Zeit beziehen, aber auch Postpunk-Gruppen, Hip-Hop-Acts, die den Old-School-Sound pflegen, Electro-Funk, New New Romantics, Gothic-Bands. Wenn man sich als Musiker heute auf diese längst vergangene Zeit bezieht, dann spielt man ja nicht stupide nach, sondern interpretiert vom heutigen Standpunkt aus. Mir kommt es so vor, als würde es dabei auch um eine Deutungshoheit diese Zeit betreffend gehen. Die 80er waren eben nicht nur Karotten-Jeans, Schulterpolster, Popperlocke und Zauberwürfel, wie uns das Shows wie „Die größten Hits der 80er“ weismachen wollen, sondern eine wirklich spannende Zeit: Hier fächerten sich die Jugendkulturen auf, hier wurde perfektioniert, wie man sich mit Kleidung und Musik von anderen abgrenzen kann, und hier wurde unglaublich gute Musik gemacht. Schlechte natürlich auch, aber weil damals alles so schnell ging, auch mit den musikalischen Moden, kann heute ein Teil der damals abrupt beendeten Geschichten zu Ende oder zumindest weitererzählt werden.