Zola Jesus is back in town

Flower
Eine 22-Jährige Sängerin, die sich selbst „Zola Jesus“ nennt – kann man die überhaupt ernst nehmen? Die Frage stellt sich inzwischen nicht mehr. Nika Roza Danilova alias Zola Jesus hat gerade ihr drittes Album veröffentlicht und wird abwechselnd als eine der schillerndste Popfiguren der Gegenwart und als Vorbotin einer neuen Gothic-Welle gefeiert. Nicht schlecht für eine gerade mal 1 Meter 50 große Frau. Conatus heißt ihr neues Album.
Wie gesagt, hinter dem Pseudonym steckt die 22-jährige US-Sängerin Nika Danilova, Tochter russischer Einwanderer, mittlerweile verheiratet und in Los Angeles lebend, aufgewachsen in Wisconsin im Mittleren Westen der USA. „Käseköpfe“ nennen die Amis die Menschen aus Wisconsin, nicht nur, weil dort so viel Milch produziert wird wie sonst nirgendwo in Amerika, sondern auch als Schimpfwort: In Wisconsin herrscht Tote Hose und es ist umso erstaunlicher, dass von hier aus neue popmusikalische Akzente gesetzt werden bzw. dass man sie sich von hier erhofft.
Wie genau Zola Jesus das macht, bleibt ein kleines Rätsel: Sie selbst hat laut eigener Aussage kein großes Interesse an anderen Menschen, sie fühlt sich am wohlsten, wenn sie alleine in ihrem Haus, ihrer Wohnung sein kann und dort Musik macht. Ihr Gesang: Seltsam entrückt. Ihre Stimme tief, für die einst angepeilte Opernkarriere nicht tauglich. Die Songs erzählen von Entfremdung und Traurigkeit, vom Nicht-dazu-gehören – eine Grundstimmung, die nicht jeder verspürt, die aber, meist als Teenager, als junger Erwachsener eine Rolle spielt. Als in den 80ern die erste große Gothic-Welle mit Bands wie The Cure oder Sisters of Mercy anrollte, brachte man das mit Massenarbeitslosigkeit, Wettrüsten und einer allgemeinen Perspektivlosigkeit in Verbindung. Und heute? Zola Jesus nahm vor zwei Jahren ihre ersten eigenen Songs auf. Damals ging sie gerade los, die große Finanzkrise.