Bumm Bumm Bumm August 2010

Foto: Promo Monkeytown Records
Es gibt neue Platten, Baby. Aus Berlin, aus Strom und aus Neuland. Mit dabei: Siriusmo, dem man eine gewissen Angst vor öffentlichen Auftritten nachsagt. Mia Grobelny, die Schwierigkeiten mit ihrem Namen hat. Und Fumakilla Woody.
Siriusmo - The Plasterer Of Love EP (Monkeytown Records)

Komisch: Siriusmo wird immer wieder mal genannt als Newcomer des Jahres. Live kann man ihn trotzdem nicht oft erleben, es geht das Gerücht um, der Berliner habe Manschetten vor Auftritten. Natürlich heißt Siriusmo nicht Sirisumo. Sondern Moritz Friedrich. Er ist Musiker, Illustrator, Stuckateur. Und früher war er mal Punk. Das hört man seinen Tracks auch an. Zwar könnten sie nicht weniger nach Sex Pistols klingen als sie es tun, aber sie strahlen etwas ziemlich Punkiges aus: Siriusmo macht nämlich, was ihm gefällt, kümmert sich nicht um Genre-Schubladen oder um die Konventionen, die sich in den letzten 20 Jahren in der elektronischen Musik herausgebildet haben. Er haut einem Gesangsfetzen um die Ohren, tobt sich am Drumcomputer aus, seine Tracks oszillieren zwischen Techno und Electro hin und her, machen den ein oder anderen Ausflug in Richtung Synthie-Pop - und schlagen dann schon wieder eine andere Richtung ein. Weil Siriusmo offenbar ein großes Gefühl für Melodie, Rhythmus und den richtigen Aufbau hat, entsteht kein ungenießbarer und nervender Soundbrei, sondern die besten und überraschendsten Tracks, die man in letzter Zeit so gehört hat.

Mia Grobelny - Survivor Part 1 (Sub Static)

Das ist schon ein Kreuz mit den Künstlernamen: Michaela Grobelny, vor sechs Jahren aus Köln nach Berlin gezogen, wurde schon immer Mia gerufen. Also nannte sie sich auch als Techno-Produzentin und DJ Mia. Bzw. M.i.a. Was sie da noch nicht ahnte: Schon bald sollten zwei ganz andere Mias bekannt werden, zum einen die Berliner Popband Mia, zu erkennen an ihrer Sängerin Mieze, zum anderen die Londoner Rapperin M.I.A. Und auch wenn sich die beiden Alben von Techno-Mia, die sie 2004 und 2007 herausbrachte, ziemlich gut verkauften: Mia, das war für die Öffentlichkeit eigentlich immer eine der anderen. Zeit also, endlich Konsequenzen daraus zu ziehen: Diese Mia heißt ab sofort auch als Musikerin Mia Grobelny. Und sie hat, nach zwei Jahren, in denen nichts von ihr zu hören war, wieder eine neue Platte herausgebracht. Auf "Survivor Pt. 1" finden sich vier Tracks, die hypnotische Wirkung entfalten. Entstanden sind sie in langen Nachtsessions, sie klingen so, als wären sie für die frühen Morgenstunden, wenn es langsam wieder hell wird, gemacht: der ätherisch im Hintergrund hallende Gesang schafft eine ganz leicht unheimlich wirkende Stimmung. Also kein Zufall, dass einer der Tracks "Ghost Story" heißt.

V.A. 10 Years Fumakilla - (Fumakilla)

Manchmal ähnelt das Club- dem Hundeleben: Ein Jahr dort scheint wie sieben normale Menschenjahre. DJs kommen und gehen, Clubs machen auf und schließen, Sounds werden Mode und sind auch gleich schon wieder tot gespielt, Plattenlabel werden gegründet und gehen ein. Und so ist es eine echte Ewigkeit her, dass sich Woody (alias Naufel Ksaier) als DJ einen Namen machte. Er legte Mitte der 90er regelmäßig im "E-Werk" auf, dem legendären Berliner Techno-Club, der 1997 geschlossen wurde. Vier Jahre später, aus Club-Menschen-Sicht also vor einem halben Menschenleben, kam der andere geniale Moment des Woody: Sein Remix machte den Kissogramm-Song "If I Had Known This Before" zum Clubhit und zum Klassiker. Gut möglich, dass auch deshalb das kurz zuvor gegründete Fumakilla-Label bis heute durchgehalten hat und jetzt 10. Geburtstag feiert. Das tut man, wie üblich, mit einem Sampler. CD 1 versammelt neuere Fumakilla-Songs, meist warme und weiche House-Tracks, von denen manche die Sparte "Handtaschen-House" (ja, hier trauen sich auch die besonders Aufgetakelten auf die Tanzfläche) streifen. Stücke, die nicht schlecht sind, auf die die Welt aber auch nicht verzweifelt gewartet hat. Die zweite CD ist der eigentlich Grund, den 10. Geburtstag von Fumakilla mitzufeiern: Woody selbst mixt sich hier durch die besten Stücke der Fumakilla-Geschichte und macht klar, warum das früher einmal "Fumakilla-Funk" hieß. Wenn einer mixen kann, dann jedenfalls er. Der große Hit, sein Remix, ist aber nicht dabei - der erschien damals bei einem anderen Label.

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