Überschrift? Lykke Li reicht!

Flower
Die Eltern ein Hippie-Pärchen. Musikalisch sozialisiert mit Madonna. Aufgewachsen in Schweden, Portugal, Indien und New York. Und dann auch noch gut aussehen! Was soll aus so einem Mädchen werden? Bleibt eigentlich nur eins: Ein Star! Ein richtiger, richtiger Star. Die schwedische Sängerin Lykke Li jedenfalls hat das Ziel deutlich vor Augen. Jetzt hat sie ihr zweites Album veröffentlicht. Und irgendwie hat sich was getan in den letzten drei Jahren.
Wounded Rhymes heißt diese Platte, verwundete Reime – und wem das ein wenig düster vorkommt, der liegt vollkommen richtig: Lykke Li, die nächste Woche 25 wird, verarbeitet hier jugendlichen Weltschmerz und Frust über gescheiterte Beziehungen. Aber nur in ihren Texten: Musikalisch ist wenig Dunkles an diesen Songs, sie klingen fast alle aufgeräumt und gut gelaunt. Die Vermutung liegt nahe, dass dafür der Produzent die Verantwortung trägt, Bjorn Yttling, einst mitverantwortlich für den gepfiffenen Hit seiner Band Peter, Bjorn and John. Bjorn Yttling jedenfalls hat für Lykke Li einen ganz exzellenten Sound gezimmert: Sehr hallig, so, wie einst in den 60ern produziert wurde – Nancy Sinatra und Lee Hazlewood fallen einem da ein. Gleichzeitig sehr rhythmisch, tief-dröhnende Trommeln machen dieses Album für kleine Computer-Boxen eher ungeeignet, die Phil-Spector-artige „Wall of Sound“ zwingt die Sängerin dazu, ebenfalls laut und kräftig zu singen – das tut ihr gut!
Überhaupt fällt auf, wie sehr Lykke Li die Schwächen ihres Debütalbums vor drei Jahren ausgemerzt hat – das aufgekratzte, oberflächliche Mädchen ist durch eine junge, ernstere Frau abgelöst worden. Das angedeutete Können als Songschreiberin zeigt sich jetzt ganz deutlich.
Noch eine andere Sängerin kommt einem an manchen Stellen dieses Albums in den Sinn: Lady Gaga! Beide, Lady Gaga und Lykke Li, hören sich sehr selbstbewusst an, das liegt an der Art und Weise, wie sie singen. Doch während Lady Gaga bislang eine billige Electropop-Kulisse für ihre eingängigen Melodien wählt, geht Lykke Li sehr viel geschmackvoller zu Gange. Für etwas Besonderes aber halten sich beide – zu recht.