Wenn Fußballer Techno mögen

Dass sich manche Menschen nicht schämen. Andreas Görlitz zum Beispiel. Der ehemalige Jugendnationalspieler, der seit ein paar Monaten beim FC Ingolstadt in der 2. Liga zu Hause ist, gab dem nach wie vor schönen Fußballmagazin 11 Freunde ein Interview. Es ging nicht um Fußball, nicht um die Karriere, nicht um schöne Frauen, Tätowierungen oder teure Autos, nicht einmal ums Geld. Sondern um Musik. Andreas Görlitz spielt Gitarre in einer Band namens Room 77. Die muss man nicht kennen, vielleicht gehört sie sogar zu der Kategorie Band, die man gar nicht kennen darf! Anlass jedenfalls für die 11 Freunde, ihn nach seiner musikalischen Vergangenheit zu fragen. Sie war nicht besonders wild, Fußball schien doch wichtiger zu sein. Allerdings verrät Görlitz, dass er früher mal „relativ viel Techno“ gehört hat. Schau mal an, dachte ich, ein Fußballer mit Techno-Vergangenheit. Dabei hätte ich es doch besser wissen müssen! Der Techno, von dem der inzwischen 27-Jährige spricht, hört auf den Namen Gigi D’Agostino. Das sei, als er 15, 16 gewesen sei, „ein Riesenkracher“ gewesen. Sogar einer, den man sich dann auch noch im Auto angehört habe!

Ich weiß nicht genau, auf welchen Song Görlitz da anspielt. Aber erstens macht es mich ein wenig stutzig, dass er „im Auto“ weitergehört hat (coole Sau, mit 15, 16 schon ein Auto! Vielleicht war es nicht seins ...) und zweitens wäre er damit einer der ersten, der Gigi D’Agostino in Deutschland wahr genommen hat – noch vor dessen Hits Bla Bla Bla und The Riddle und L’Amour tojours. Das mag alles sein. Eins aber stimmt natürlich nicht: Dass das, was Gigi D’Agostino so machte und macht, wirklich Techno ist. Es ist eine Art von ... angetranctem Progressive Italo House, den wir der Einfachheit halber einfach mal Kommerz nennen. Ist aber nicht weiter schlimm. Denn Görlitz fand auch David Hasselhoff gut und das verrät uns natürlich sehr viel mehr als jedes noch so gut gemeinte Interview.