Kneten mit Karlotta und Sven ...

Flower
Wann habe ich das letzte Mal Knete in der Hand gehabt? Keine Ahnung, es wird irgendwann in den 90ern gewesen sein, als ich noch einmal das Kind in mir entdeckte und mit einem kleinen Rohr bewaffnet auf ahnungslose Menschen schoss. Beinahe gab’s dafür aufs Maul und dann wurde es auch schnell wieder langweilig.
Linda Jakobsen hat für Knete eine bessere Verwendung gefunden, sie modelliert daraus kleine Figuren. Und nennt sich deshalb auch nicht mehr Linda Jakobsen, sondern Karlotta Knetkowski. Gerade ist ihr Buch erschienen, Berlin Knetografie. Ein Fotobuch, es zeigt etliche dieser Knetfiguren, die Berliner Persönlichkeiten darstellen. Was das hier beim Technoarm zu suchen hat? Ist doch klar: Sven Marquardt und Dr. Motte sorgen für die Techno-Momente in diesem Buch. Motte stilgerecht vor der Siegessäule, Marquardt natürlich vor dem Berghain. Aber auch die anderen Figuren sind schön anzusehen. Mit dabei: Kinski, Schlingensief, Brecht, Juhnke, Bela B. ... und etliche andere. Knet on!
Karlotta Knetkowski: Berlin Knetografie. Mitteldeutscher Verlag.

Türsteherei auf Lehramt

Flower
Das hat sich schnell gelesen. Sven Marquardt, in Ost-Berlin Punk, Fotograf und Nichtsnutz, nach der Wende vor allem als Türsteher vom Berghain bekannt geworden, hat seine Memoiren aufgeschrieben bzw. aufschreiben lassen: Die Nacht ist Leben. Mehr als 200 Seiten, in denen er von seinen ersten 50 Jahren erzählt. Übers Berghain lässt er nicht viel raus, was ich cool finde. Noch besser gefällt mir, was er für ein Leben in der DDR geführt hat: sein Leben nämlich. So, wie er das für richtig hielt, ziemlich unangepasst, nicht gegen Partei und Staat, sondern irgendwie ... parallel dazu. In einer eigenen Welt. Das war vielleicht nicht jedem möglich, aber ihm schon ... und so, wie er es beschreibt, war das nicht einmal so furchtbar schwierig.
Schade, dass er durch die vielen Episoden durchhastet. Und sehr, sehr schade, dass das Ganze so unliterarisch, so ohne Dramaturgie, einfach nur der Reihenfolge nach erzählt wird. Trotzdem gerne - und schnell - gelesen.

Der "Gorilla" vom Berghain

Fotografiert von Krystall.Pritchett
Mein Apostroph-Supermarkt um die Ecke hat mich hereingelegt und mir ein altes „Dummy“-Magazin verkauft. Zum Glück, sonst wäre mir eine schöne Geschichte über den gesichtstätowierten, legendären, weit über Berlin hinaus gefürchteten Berghain-Türsteher Sven Marquardt entgangen, der, wenn ich mich recht entsinne, ungefähr so aussieht wie die Frau auf dem Foto. Man kann die Geschichte online leider nur anlesen, aber sie geht etwa so: Read and rave on nach dem Klick ...